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Student Paper Writing

Unsere Qualifizierungsmaßnahme

Der Förderverein für hör- und hörsehbehinderte Menschen in Recklinghausen führt Qualifizierungen zum Taubblindenassistenten durch.

 

Die Qualifizierung ist anerkannt vom GFTB, dem Gemeinsamen Fachausschuss Hörsehbehindert / Taubblind, dem führenden Fachgremium. Der GFTB hat mit dem Qualifikationsprofil für Taubblindenassistenten einen Mindeststandard gesetzt. Die Qualifizierung in Recklinghausen basiert auf diesem Profil, geht jedoch deutlich darüber hinaus. Die Kenntnisse aus den bisherigen Qualifizierungen werden immer wieder geprüft und die Unterrichtsinhalte entsprechend ergänzt und angepasst. Dabei gehen wir nicht nur auf die Wünsche und Bedürfnisse der Qualifikanten ein, sondern orientieren uns ebenso an den aktuellen Bedarfen der taubblinden Menschen.

 

Was ist das Ziel der Qualifizierung?

Assistenten erhalten umfassende taubblindenspezifische Kompetenzen und verbessern damit die Lebenssituation taubblinder Menschen in Nordrhein-Westfalen. Langfristig soll ein neues Berufsfeld entstehen.

Wer ist die Zielgruppe?

Hörende, schwerhörige, gehörlose Interessenten, die die Voraussetzungen erfüllen und bereits tätige Assistenten, die sich fachlich qualifizieren wollen.

Die Qualifizierungsmaßnahme umfasst 12 Monate. Voraussichtlich januar 2024 bis Dezember 2024

  • 11 Wochenenden unterricht mit Gebärdensprachdolmetschern

  • 1 Blockwoche Unterricht mi Gebärdensprachdolmetschern

  • 2-mal die Woche DGS (deutsche Gebärdensprache) Unterricht

  • 50 Stunden Praktikum

  • eine Tages-hospitation (in Hannover)

Welche Voraussetzungen sollten Bewerber erfüllen?

  • Grundlegende Kenntnisse der Deutschen Gebärdensprache und gute Schriftsprachkompetenz

  • Hauptschulabschluss mit 3-jähriger Berufsausbildung oder höheren schulabschluss

  • Mindestalter 21 Jahre

  • in NRW wohnen

  • Motivation zur Arbeit mit und für taubblinden Menschen/Erfahrungen mit Taubblinden Menschen zu arbeiten

  • erweitertes (polizeiliches) Führungszeugnis (ohne EIntrag)

 

Geeignete Interessenten werden zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen. Eine Kommission prüft Motivation und Eignung. Bewerber ohne Erfahrungen mit taubblinden Menschen hospitieren vor dem Gespräch bei einer Veranstaltung taubblinder Menschen.

Welche Kompetenzen werden Erworben und Welche Methoden werden genutzt?

Die Qualifizierungsinhalte und die genutzten Methoden ermöglichen den Ausbau der eigenen Kompetenzen.

  • Personalkompetenz, zum Beispiel Wahrnehmen und Erkennen von Grenzen

  • Sozialkompetenz, zum Beispiel Gestaltung der Assistenzbeziehung

  • Fachkompetenz, zum Beispiel Kommunikationskompetenz, Grundlagenwissen

 

Die Methoden basieren auf dem Konzept der Handlungsorientierung. Teilnehmerorientierung und praxisnahe Vermittlung stehen im Vordergrund. Dazu gehören zum Beispiel die Arbeit in Kleingruppen oder Selbsterfahrung in Rollenspielen. Erreicht werden soll die gelungene Verbindung von Theorie und Praxis.

 

Das Besondere an der Konzeption ist der inklusive Aspekt, der im gemeinsamen Unterricht von hörenden und gehörlosen Assistenten zum Ausdruck kommt. Das bedeutet, dass bereits in der Lerngruppe die Thematik der unterschiedlichen Kommunikationsformen sehr präsent ist. Hörende Assistenten haben eine bessere Kommunikationsmöglichkeit im Hinblick auf die Lautsprache. Gehörlose Assistenten können sich oftmals besser in die Lebenswelt und kulturellen Hintergründe der gebärdensprachlich orientierten taubblinden Menschen einfühlen.

Gebärdensprachdolmetscher übersetzen den Unterricht durchgängig. Taubblinde Dozenten und Gäste kommen mit Taubblindenassistenten, so dass bereits in den Unterrichtssequenzen  Assistenz erlebt werden kann.

Die gemischte Unterrichtsgruppe verlangt von den Teilnehmern eine intensive Auseinandersetzung mit ihrem eigenen Rollenverständnis.

Welche Kosten kommen auf mich zu?

Die Qualifizierung wird finanziert vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen. Den Teilnehmern entstehen Fahrtkosten und eine Eigenanteil von 450 € für die gesamte Qualifizierung.

Fächer, Praktika & Prüfungen

Einführung

Das erste Qualifizierungs-wochenende dient dem Kennenlernen der Gruppe und bietet die Möglichkeit, sich mit der Mehrsprachigkeit innerhalb der Gruppe und der Unterrichtssituation vertraut zu machen.

Es werden erste theoretische Inhalte zu den Ursachen und Varianten der Taubblindheit, den Auswirkungen der Beeinträchtigung im Alltag und der psychosozialen Situation vermittelt.

Ergänzend zu den Themen "Gehörlosenkultur" und "kulturelle Unterschiede", wird auch der Bereich "Blindenwesen" dargestellt.

Deutsche Gebärdensprache 

Da die Mehrheit der Usher Typ 1-Betroffenen gebärdensprachlich kommuniziert, ist eine gute Gebärdensprachkompetenz für TBA unerlässlich.

Gebärdensprache ist eine linguistisch vollwertige, eigenständige Sprache. Es werden Grundkenntnisse der Teilnehmer vorausgesetzt, auf welche aufgebaut wird. 

Orientierung & Mobilität,
Lebenspraktische Fertigkeiten 

Eine möglichst weitgehende Orientierung und Mobilität sind Teil der Grundvoraussetzungen für eine aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben.

Ein Assistent muss über Fertigkeiten und Strategien verfügen, um den passenden Rahmen für die Orientierung und Mobilität zu schaffen. Es geht unter Anderem um Begleitungstechniken, Wege- und Situationsbeschreibungen und Umweltgestaltung.

Psychologie

Taubblinde Menschen erleben oft einen jahrelang andauernden Prozess der Bewältigung ihrer Behinderung. 

Die fachlichen Kompetenzen eines Taubblindenassistenten schließen die psychologischen Aspekte der Sinnesbehinderung, deren unterschiedlichen Entstehungsbedingungen und individuelle Verlaufsformen mit ein

Braille

Die Blindenpunktschrift, auch Braille genannt, bietet über eine Braillezeile die Möglichkeit zur Nutzung eines PCs. Braille bietet einen Zugang zu schriftlichen Dokumenten und ist damit häufig die einzige Möglichkeit mit anderen Menschen über Entfernung postalisch in Kontakt zu treten.

Im Unterricht werden Grundkenntnisse der Blindenvollschrift vermittelt.

 

Medizin

Menschen mit Taubblindheit bilden eine sehr heterogene Gruppe, so dass es einer genaueren Unterteilung der Kommunikationsmethoden bedarf. Eine Hauptunterscheidung der Kommunikationsformen basiert auf den medizinischen Voraussetzungen der Behinderung.

Der grundlegende Aufbau des Ohrs und des Auges, sowie ihre Wahrnehmungsfunktionen werden im Unterricht vermittelt. Ebenso wie die unterschiedlichen Ausprägungen einzelner Krankheitsbilder. 

 

 

Hospitation

Ein gemeinsamer Besuch einer Einrichtung für taubblinde Menschen, bietet die Möglichkeit Den Einblick in eine mögliche Lebensform. In der Einrichtung werden u.a. der Rehabereich und die Wohngruppen besichtigt.

 

 

 

Assistenten-selbstverständnis

Einer taubblinden oder hörsehbehinderten Person zu assistieren, bedeutet eine sehr persönliche Beziehungsgestaltung einzugehen. Dafür sind nicht nur fachliche, sondern vor allem auch soziale Kompetenzen erforderlich.

Lormen

Das Lormen, als Handalphabet für Taubblinde, ist eine weitere, weit verbreitete Kommunikationsform taubblinder Menschen. Mittels eines festgelegten Punkt- und Strichsystems wird in die Hand buchstabiert. Lormen wird überwiegend von lautsprachlich orientierten Taubblinden genutzt und setzt eine gute Schriftsprachkompetenz voraus.

 

 

Recht

Der Unterricht umfasst die Geschichte und Entwicklung der persönlichen Assistenz, sowie die Abgrenzung zu Betreuung und Pflege. Gesetzliche Rechte und Pflichten von Taubblinden-Assistenten, wie auch Taubblinden als Assistenznehmer werden dargestellt. 

Fragen nach Versicherung und Haftung, Vertragsmöglichkeiten, Schweigepflicht und anderen rechtlichen Aspekten der Taubblinden-Assistenz werden besprochen.

 

 

Praktika

Dem Praxisanteil der Qualifizierungsmaßnahme kommt eine ebensolche Bedeutung zu, wie der theoretischen Wissensvermittlung. Im Praktikum können in einem geschützten Rahmen erste praktische Erfahrungen gesammelt werden.

Das Mentoring durch bereits qualifizierte TBA, kann für einen erfolgreichen Start nützlich sein.

 

 

 

Fachpraxis

Die Heterogenität der Gruppe taubblinder Menschen erfordert ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeiten.

Im Unterricht werden Praktikumssituationen in einem sicheren Umfeld erprobt und Alltagssituationen simuliert. 

Auch die Aspekte Existenzgründung und Selbstständigkeit werden thematisiert.

Taktile Gebärden

Taktile Gebärden werden von gebärdensprachlich orientierten Taubblinden genutzt, die nicht mehr in der Lage, sind Gebärden visuell wahrzunehmen.

Taktile Gebärden setzen eine gute Gebärdensprachkompetenz voraus. Die einzelnen Gebärden, sowie die grammatische Struktur müssen der taktilen Wahrnehmung zugänglich gemacht und dieser angepasst werden.

 

 

Hilfsmittel

Das Kennenlernen von Hilfsmitteln für taubblinde Menschen ist notwendig, um bei Bedarf mit ihnen umgehen zu können. 

Die Vorstellung der Hilfsmittel erfolgt in Zusammenarbeit mit Hilfsmittelfirmen und taubblinden Menschen, so dass  verschiedene Materialien und Geräte erprobt und ihre Einsatzmöglichkeiten besprochen werden können. 

 

 

Prüfungen

Die Prüfungen schließen möglichst zeitnah am letzten Unterricht im jeweiligen Fach an, so dass über die gesamte Zeit der Qualifizierung Prüfungen stattfinden. 

Je nach Fach werden die Prüfungen praktisch, schriftlich oder mündlich durchgeführt.

 

 

 

Haptische Körperzeichen

Haptische Körperzeichen sind Zeichen, die am Körper gefühlt werden können. Sie dienen der Kommunikation.

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TAUBBLINDEN-ASSISTENZ- PROJEKT

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